Nanosensoren für Biomedizinische Anwendungen

Die schnelle und spezifische Detektion chemischer Spezies ist eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Sie bildet die Grundlage für Fortschritte in der molekularen Diagnostik, der personalisierten Medizin und der Umweltüberwachung. Insbesondere in der medizinischen Diagnostik spielt die präzise Analyse von Geweben und biologischen Flüssigkeiten wie Blut oder Speichel eine zentrale Rolle. Detaillierte Analysen werden etwa zur Erkennung von Infektionen oder zur Überwachung von Krankheitsverläufen genutzt. Sensoren für diese Bereiche sind daher essenzielle Werkzeuge für eine schnelle Detektion von Pathogenen, Schadstoffen oder bei der Prozesskontrolle in chemischen sowie biotechnologischen Verfahren und der dringende Bedarf an flexibel einsetzbaren, sensitiven Detektionslösungen wurde zuletzt während der SARS-CoV-2-Pandemie besonders deutlich.

Am Fraunhofer IMS entwickeln wir Sensoren für den biomedizinischen Einsatz und die Umweltüberwachung, die in vielen Bereichen wertvolle Dienste leisten können. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf optischen Sensoren, die ohne direkten Kontakt durch Gewebe oder durch Körperflüssigkeiten wie Blut oder Speichel messen können. Sie nutzen dabei spezielle Fluoreszenzsignale im nahen Infrarotbereich (780-2400 nm), die besonders zuverlässig erkannt werden können. So lassen sich wichtige Informationen über den Gesundheitszustand schnell und genau erfassen und zum Beispiel bei der Erkennung von Infektionen, der Beobachtung von Krankheitsverläufen oder zur Unterstützung individueller Therapien nutzen.

© Fraunhofer IMS
Die Forschungsbereiche der Gruppe in der Übersicht.

Auf einem Blick

Kundenvorteile

  • Schnelle, präzise und kontaktfreie Detektion eines breiten Spektrums an Analyten
  • Hohe Sensitivität und Flexibilität
  • Integration in bestehende Workflows
  • Personalisierbare Entwicklung von Sensoren und optischen Systemen

Technologien

  • Optische Sensoren mit Nahinfrarot-Fluoreszenz (780–2400 nm)
  • Kontaktlose Messung durch Gewebe oder Flüssigkeiten
  • Kompakte, integrierbare Sensorkomponenten

Anwendungen

  • Infektionsdiagnostik und Krankheitsüberwachung
  • Umwelt- und Schadstoffdetektion
  • Prozesskontrolle in Bio- und Chemotechnologie

Unsere Forschungsschwerpunkte

© Sebastian Kruss/RUB
© Fraunhofer IMS
Optische Nanosensoren mit Kohlenstoffnanoröhren (SWCNTs). Durch eine Funktionalisierung von SWCNTs mit verschiedenen (Bio-)Polymeren lassen sich modular Sensoren für verschiedenste Analyten herstellen. Die Interaktion zwischen den Analyten und den Sensoren führt zu einer Änderung der Fluoreszenz.
© 2025 The Author(s). Angewandte Chemie International Edition published by Wiley-VCH GmbH

Unsere Sensorik basiert auf Änderungen in der molekularen Umgebung von eindimensionalen Nanomaterialien. Unsere Sensoren lassen sich modular zusammensetzen. 

Für die Entwicklung von Biosensoren setzen wir halbleitende Kohlenstoffnanoröhren (single-walled carbon nanotubes, SWCNTs) ein, die im nahen Infrarot (NIR, 870-2400 nm) fluoreszieren. Im Gegensatz zu anderen Fluorophoren bleichen sie nicht, und eignen sich damit optimal zur Langzeitüberwachung.

Zudem ist die Oberfläche der Nanoröhren hochsensitiv gegenüber Veränderungen in ihrer Umgebung. Durch ein geschicktes Design lassen sich so Sensoren für eine breite Auswahl an Analyten und Sensitivitäten entwickeln. Unsere Anwendungen reichen von der orts- und zeitaufgelösten Detektion der Freisetzung von Neurotransmittern, der Detektion des SARS-CoV-2 Spike Proteins bis zur Detektion von Bakterien in Kulturüberständen und der Überwachung von enzymatischen Reaktionen.

Um die Performance der Sensoren zu verbessern, arbeiten wir stetig an innovativen Ansätzen. Dazu gehört auch die Modifikation der Sensoren mit sogenannten Quanten-Defekten, die man sich wie kleine Unregelmäßigkeiten in einem ansonsten perfekt strukturierten Material vorstellen kann.

Durch das gezielte Einbringen solcher Unregelmäßigkeiten lassen sich die optischen Eigenschaften steuern und für verschiedene Anwendungen optimieren. So ist es zum Beispiel möglich, die Fluoreszenz der Nanoröhre durch eine Änderung der Absorptions- und Emissionswellenlängen zu verschieben und die Quanteneffizienz, also die Stärke der Fluoreszenz, zu erhöhen.

Darüber hinaus bietet das Einbringen der Defekte die Möglichkeit, Nanosensoren schnell und einfach mit Erkennungseinheiten zu funktionalisieren und durch das Strukturieren der Oberfläche auf molekularer Ebene die Selektivität der eindimensionalen Nanosensoren zu steuern.

Hier erfahren Sie, wie das sichtbare Licht Anwendungen im biomedizinischen Bereich einschränkt und wie Sie Signale im NIR nutzen können, um tiefer in Gewebe und biologische Flüssigkeiten zu schauen.

© Justus Metternich/Fraunhofer IMS
Foto einer Rotweinflasche, eines Rotweinglases und eines Kaktus im sichtbaren (oben) und im NIR Bereich (unten). Ähnlich wie der Wein sind Gewebe im NIR durchlässiger, wodurch ein kontaktloses Auslesen unserer Sensoren durch Gewebe und Flüssigkeiten ermöglicht wird.
© Justus Metternich/Fraunhofer IMS

In der modernen Sensorik spielt die Wahl der optimalen Wellenlänge für die Detektion eine entscheidende Rolle. Durch die optischen Eigenschaften von biologischen Proben ist die Auswahl der optimalen Wellenlänge insbesondere im biomedizinischen Bereich wichtig.

Während sichtbares Licht in vielen Anwendungen weit verbreitet ist, stößt es oft an Grenzen, wenn es um die Untersuchung biologischer Gewebe und Flüssigkeiten geht. NIR-Sensoren ermöglichen es, tiefere Gewebeschichten zu erreichen, da hier die Absorption, Streuung und Autofluoreszenz im Vergleich zum sichtbaren Spektrum deutlich reduziert ist. Optische Sensoren, die im nahen Infrarot (NIR) fluoreszieren, bieten daher entscheidende Vorteile für ein kontaktloses Auslesen in biomedizinischen Anwendungen.

Am Fraunhofer IMS entwickeln wir Sensorik, die auf biomedizinische Anwendungen im NIR spezialisiert sind. Aufgrund des Plattform Charakters lassen sich unsere Sensoren schnell und kostengünstig anpassen. Zögern Sie also nicht, uns anzusprechen, wenn sie Fragen zur Entwicklung weiterer Sensoreinheiten haben.

 

Noch kein optisches Auslesegerät für das NIR? Neben unseren Sensoren entwickeln wir auch optische Detektionssysteme speziell für den NIR-Bereich.

© 2025 The Authors. Advanced Science published by Wiley-VCH GmbH (CC BY 4.0). Adapted.
Mit dem HyperNIR-Verfahren lässt sich zeigen, wie eine Paprikapflanze Wasser aufnimmt. Rechts sind drei Aufnahmen eines einzelnen Blattes zu sehen und die zugehörigen HyperNIR-Bilder, welche die Wasseraufnahme visualisieren; je roter die Färbung, desto mehr Wasser befindet sich an dieser Stelle des Blattes.

Die optische Detektion von Signalen im nahinfraroten Spektralbereich ermöglicht im biomedizinischen Kontext ein besonders störfreies Auslesen durch biologisches Gewebe und Flüssigkeiten hindurch, welche durch hohe Signal-zu-Rausch-Verhältnisse und tiefe Eindringtiefen gekennzeichnet ist.

Um die Signale optischer Sensoren optimal zu erfassen und abzubilden, entwickeln wir am Fraunhofer IMS innovative Aufbauten, die Ihnen das Auslesen von Signalen speziell im NIR ermöglichen.

Dazu gehören unter anderem kompakte Auslesegeräte für den spektralen Bereich > 900 nm und hyperspektrale Aufbauten, die mit nur drei Bildaufnahmen, hyperspektrale (NIR) Bilder erzeugen können und die Modifikation von Standard-Mikroskopen für den NIR Bereich.

Hyperspektrales Imaging mit drei Bildern

Hyperspektrale Bildgebung erfasst sowohl spektrale als auch räumliche Informationen. Das von uns entwickelte HyperNIR-Modul benötigt lediglich drei Aufnahmen und generiert spektrale Informationen im Bereich zwischen 900 nm und 1600 nm. Dabei werden spektrale Auflösungen von weniger als 5 nm und Bildraten von 0,2 Bildern pro Sekunde unter Nutzung der vollen Kamerarauflösung erreicht.

Diese benutzerfreundliche Technologie ermöglicht einfache hyperspektrale Bildgebung, wobei nahezu jede Standard-Kamera für den NIR-Bereich durch das HyperNIR-Modul zur hyperspektralen Kamera erweitert werden kann. Hieraus lassen sich vielseitige Anwendungen in der biomedizinischen Bildgebung und Umweltüberwachung ableiten.

Highlights aus unserer Forschung

 

Smart Slides –
biomolekulare NIR-Plattform für die Zellkultur

Nanosensoren in Oberflächenbeschichtungen ermöglichen die molekulare Bildgebung von Freisetzungsprozessen mit hoher Orts- und Zeitauflösung.

 

Sensor-basierte
Signalverstärkung von biologischen Assays

Unsere Nanosensoren reagieren auf enzymatische Substrate und Produkte, die unter anderem in der Diagnostik genutzt werden. Durch Zugabe der Sensoren nach Abschluss der Reaktion lassen sich Signale um mehr als 100-fach verstärken. Durch Zugabe während der Reaktion können Sie enzymatische Prozesse unterhalb der klassischen Nachweisgrenze verfolgen.

 

Sensorik zur Detektion von Pathogenen und Überwachung von inflammatorischen Prozessen

Durch Kombination mehrerer Nanosensoren können wir schon jetzt verschiedene Bakterien unterscheiden. Aktuell arbeiten wir auch an Lösungen für inflammatorische Prozesse und zur Kontaminationsüberwachung in Zellkulturen.

 

Aufgereinigte NIR-
Sensoren zur Detektion von Neurotransmittern

Wir bieten aufgereinigte (6,4)- und (6,5)-Kohlenstoffnanoröhren an, deren Fluoreszenz im Übergangsbereich zwischen NIR und VIS liegt. Dadurch lassen sich Vorteile des NIR-Bereichs mit der Nutzung gängiger Laborausstattung verbinden. Auf Anfrage ist auch die Entwicklung von Aufreinigungsverfahren für andere Nanoröhren, beispielsweise metallische Chiralitäten, möglich.

 

HyperNIR: Hyperspektrale Bildgebung im Gewebetransparenzfenster

Das für Menschen unsichtbare Nahinfrarot-Licht enthält wertvolle Informationen über die chemische Zusammensetzung von Proben. Mit der von uns entwickelten Echtzeitmethode lässt sich in der Umweltüberwachung beispielsweise Mikroplastik, Pflanzenstress oder Pathogene detektieren und die chemische Zusammensetzung von verschieden Proben bestimmen. Auf Anfrage lässt sich das System für verschiedene Kameras anpassen. 

Wissenschaftliche Publikationen

Hier finden Sie weitere aktuelle wissenschaftliche Publikationen:

Jahr
Year
Titel/Autor:in
Title/Author
Publikationstyp
Publication Type
2025 3D printing of models of carbon nanotubes and related nanomaterials
Gretz, Juliana; Kruss, Sebastian
Zeitschriftenaufsatz
Journal Article
2025 High-Speed Hyperspectral Imaging for Near Infrared Fluorescence and Environmental Monitoring
Stegemann, Jan; Gröniger, Franziska; Neutsch, Krisztian; Li, Han; Flavel, Benjamin Scott; Metternich, Justus Tom; Erpenbeck, Luise; Petersen, Poul Bering; Hedde, Per Niklas; Kruss, Sebastian
Zeitschriftenaufsatz
Journal Article
2025 Solvatochromic Dyes Increase the Sensitivity of Nanosensors
Ma, Chen; Kistwal, Tanuja; Hill, Björn F.; Neutsch, Krisztian; Kruss, Sebastian
Zeitschriftenaufsatz
Journal Article
2025 Levodopa Sensing with a Nanosensor Array via a Low-Cost Near Infrared Readout
Stegemann, Jan; Augustin, Matthias Niklas; Ackermann, Julia; Fizzi, Nour El Houda; Neutsch, Krisztian; Gregor, Markus; Herbertz, Svenja; Kruss, Sebastian
Zeitschriftenaufsatz
Journal Article
2024 Fluorescence changes in carbon nanotube sensors correlate with THz absorption of hydration
Nalige, Sanjana S.; Galonska, Phillip; Kelich, Payam; Sistemich, Linda; Herrmann, Christian; Vukovic, Lela; Kruss, Sebastian; Havenith, Martina
Zeitschriftenaufsatz
Journal Article
2024 Hyperspectral near infrared imaging using a tunable spectral phasor
Stegemann, Jan; Gröniger, Franziska; Neutsch, Krisztian; Li, Han; Flavel, Benjamin; Metternich, Justus Tom; Erpenbeck, Luise; Petersen, Poul; Hedde, Per Niklas; Kruss, Sebastian
Paper
2024 High Throughput Approaches to Engineer Fluorescent Nanosensors
Metternich, Justus Tom; Patjoshi, Sujit K.; Kistwal, Tanuja; Kruss, Sebastian
Paper
2024 Verfahren zum Funktionalisieren eines Kohlenstoffnanoröhrchen-Materials, funktionalisiertes CNT-Material und Sensoren mit einem CNT-Material
Kruss, Sebastian; Metternich, Justus Tom; Herbertz, Svenja
Patent
2024 Size Matters in Conjugated Polymer Chirality-Selective SWCNT Extraction
Dzienia, Andrzej; Just, Dominik; Wasiak, Tomasz; Milowska, Karolina Z.; Mielańczyk, Anna; Labedzki, Norman; Kruss, Sebastian; Janas, Dawid
Zeitschriftenaufsatz
Journal Article
2024 Ratiometric Near Infrared Fluorescence Imaging of Dopamine with 1D and 2D nanomaterials
Hill, Bjoern Fabian; Mohr, Jennifer Maria; Sandvoß, Isabelle K.; Gretz, Juliana; Galonska, Phillip; Schnitzler, Lena; Erpenbeck, Luise; Kruss, Sebastian
Paper
Diese Liste ist ein Auszug aus der Publikationsplattform Fraunhofer-Publica

This list has been generated from the publication platform Fraunhofer-Publica

 

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Kontakt

Prof. Anna Lena Schall-Giesecke

Kernkompetenz Technology

Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme IMS
Finkenstraße 61
47057 Duisburg, Deutschland