Start der klinischen Studie | Lesezeit 3 Min.
KoVit erprobt App-gestützte, kontaktlose Vitaldatenerfassung für Post-COVID-Betroffene
Duisburg, 29. September 2025 – Viele Menschen kämpfen nach einer Corona-Infektion mit anhaltenden Beschwerden. Das Projekt KoVit möchte ihnen helfen: Mit einer neuen App, die kontaktlose Vitaldatenerfassung und ein digitales Symptomtagebuch kombiniert, sollen Gesundheitswerte einfach, kontinuierlich und zuverlässig dokumentiert werden. Im Oktober startet mit der klinischen Studie die letzte Etappe des Projektes.
Die klinische Testphase des Forschungsprojekts KoVit – Kontaktlose Vitalparametererfassung für eine objektive Verlaufskontrolle von Post-COVID zur Unterstützung der medizinischen Diagnostik startet im Oktober. Ziel ist es, die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Post-COVID-Symptomen mithilfe eines innovativen, kontaktlosen Monitoring-Systems zu verbessern.
Kontinuierliches Monitoring per Kamera statt Kabel
Zentrales Element des Projekts ist eine App, die zwei Funktionen verbindet: Ein optisches Sensorsystem misst Vitalparameter wie Atemfrequenz oder Herzschlag über die Smartphone- oder Tabletkamera ganz ohne Kabel oder zusätzliche Messgeräte. Gleichzeitig können Betroffene über ein digitales Symptomtagebuch ihre Beschwerden dokumentieren, sodass auch biopsychosoziale Folgeerscheinungen des Post-COVID-Syndroms leichter erkannt werden. Die App unterstützt damit nicht nur die medizinische Diagnostik, sondern ermöglicht auch eine objektive Dokumentation des Krankheitsverlaufs. Aus den gewonnenen Daten kann das Forschungsteam gruppenspezifische therapeutische Interventionen ableiten und so zu einer verbesserten Nachsorge von Post-COVID-19-Erkrankungen beitragen.
Ablauf der Studie
Die klinische Studie startet im Oktober am Universitätsklinikum Essen und läuft über acht Wochen. Die teilnehmenden Patientinnen und Patienten nutzen den Prototypen der KoVit-App dabei täglich zu Hause, um Vitaldaten kontaktlos zu erfassen und gleichzeitig ihr Symptomtagebuch zu führen. Dabei tragen die Teilnehmenden täglich ihre Symptome auf einer Smileyskala ein, beantworten kurze Fragen zu Schlaf und Stress, führen zweimal am Tag eine Ruhemessung durch. Zusätzlich absolvieren die Probanden einmal pro Woche den Sit-to-Stand-Test und eine angeleitete Meditationsübung in der App. So entsteht eine kontinuierliche und alltagsnahe Übersicht über den Gesundheitsverlauf, die in die ärztliche Betreuung einfließt und gleichzeitig wertvolle Daten für die wissenschaftliche Auswertung liefert, die am Ende durch Akzeptanz- und Usability-Fragebögen ergänzt wird.
»Mit KoVit erforschen wir, wie gut sich die KoVit-App für Post-COVID-Betroffene eignet. Dabei geht es vor allem um zwei Dinge: Erstens möchten wir herausfinden, wie benutzerfreundlich die App ist und ob sie im Alltag gut genutzt werden kann. Zweitens wollen wir überprüfen, ob die mit der App gemessenen Vitalparameter – wie Herzfrequenz und Atemfrequenz – gut nutzbar und vergleichbar mit den Werten aus Standardmessungen sind«, sagt Caroline Reßing, Projektverantwortliche am Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme IMS in Duisburg. »Unser Ziel ist es, die Versorgung von Post-COVID-Patientinnen und -Patienten zu verbessern, indem die App zukünftig eine strukturierte Dokumentation des Gesundheitszustands ermöglicht.«
Starke Partner für einen ganzheitlichen Ansatz
Unter der Leitung des Fraunhofer IMS kooperieren vier Partner im Projekt:
- Die Klinik für Infektiologie des Universitätsklinikums Essen bringt medizinische Expertise und Zugang zu Post-COVID-Patientinnen und -Patienten ein.
- Die Fimo Health GmbH ergänzt das System um eine App zur digitalen Symptomtagebuchführung.
- Die MedEcon Ruhr GmbH koordiniert die Anforderungen an das System aus Sicht der Patientinnen und Patienten und bewertet die Übertragbarkeit in die medizinische Regelversorgung.
Perspektive: Modell für die Zukunft der Versorgung
Die Kombination aus kontaktloser Vitaldatenerfassung und digitalem Symptomtagebuch ermöglicht nicht nur eine engmaschige Verlaufskontrolle, sondern auch die frühzeitige Erkennung möglicher Spätfolgen. So kann die Therapie individuell angepasst und es kann präventiv eingegriffen werden. Die Erkenntnisse aus der klinischen Studie sollen als Grundlage für neue Versorgungsstandards dienen und helfen, die Betreuung Post-COVID-Erkrankter langfristig zu verbessern.
KoVit verbindet Hightech mit Versorgungsrealität: Für ein Gesundheitssystem, das mit den Herausforderungen neuer Krankheitsbilder wächst. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördert (Förderkennzeichen: 16SV9173) und läuft bis Dezember 2025.